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Individualität – Freier Wille, Entscheidung, Kontrolle


Wiese im Sommer
Foto: Niklas Hamann (unsplash)
„Der Mensch kann zwar tun was er will, aber er kann nicht wollen, was er will.“ (Arthur Schoppenhauer)

Wenn wir von einem Individuum sprechen, beziehen wir uns darauf, dass jeder Mensch einmalig ist.

Individualität ist das, was den einzelnen Menschen von den anderen -der Masse- hervorhebt und einzigartig macht, sei es durch sein Aussehen, seine Begabungen, Fähigkeiten, Besonderheiten.

Individualität ist das unendliche Formenspiel des einen, unteilbaren lebendigen bewussten Sein, und ist nicht, wie wir meinen, unser persönlicher Verdienst.


Individualität ist die einzigartige Form, wie sich Leben durch uns ausdrückt. Leben liebt die Vielfalt. Du wirst auf einer Wiese keine zwei identischen Grashalme finden. Jeder Grashalm ist einzigartig, aber nichts Besonderes. Die menschliche Einzigartigkeit zeigt sich nicht nur in der äußeren Erscheinungsform, sondern auch im individuellen seelisch/geistigen Ausdruck.

Erst der Wunsch, als etwas Besonderes wahrgenommen zu werden, führt zu einer Erfahrung von Trennung, Absonderung, Vereinzelung, Konkurrenz und Abgrenzung. Die starke Vereinzelung erfährt das Individuum als Einsamkeit.


Wir wollen alle etwas Besonderes sein, doch in diesem Wunsch sind wir gar nicht so besonders individuell, sondern dann doch wie alle anderen auch. Wir wollen herausstechen von der Masse, wahrgenommen werden. Wir tun alles um Aufmerksamkeit, Bestätigung und Anerkennung zu bekommen. Aus der Angst, diese nicht zu bekommen, abgewiesen zu werden, alleine dazustehen, passen wir uns an, normieren wir uns selbst.


Der Wunsch etwas Besonderes sein zu wollen, ist die persönliche Aneignung der unpersönlichen Vielfalt des lebendigen Seins, als eigener Verdienst. Das ist das Spiel des Ego, die Vorstellung und Erfahrung eines scheinbar unabhängigen, eigenständigen Zentrums, namens ICH, das selbständig entscheidet und handelt.


Von diesem illusionäre ICH-Zentrum aus, erscheint uns Leben als etwas Machbares, als etwas, worüber man verfügen kann, was sich aneignen, planen, kontrollieren oder sich einem persönlichen Willen unterwerfen lässt.

Wir sind alle einzigartig in unserer Erscheinung, aber nichts Besonderes. Einzigartigkeit ist nicht in Konkurrenz miteinander.


In der Einzigartigkeit erlebt sich Sein in seiner Fülle, feiert sich Leben selbst in einer unendlichen Vielfalt, einem nie endend wollenden Reigen von Entstehen und Vergehen. Wenn ich jeden in seiner Einzigartigkeit würdigen kann, erlebe ich den unendlichen Reichtum, die Schönheit und die Fülle dieses Seins, dessen Ausdruck ich bin. Ich bin diese Seins-Fülle und als deren einzigartiger Ausdruck, doch nie von ihr getrennt.

Wenn ich erkenne, dass ich weder die Ursache noch der Verursacher „meines“ Seins bin, ja, dass dieses lebendige Sein als Mysterium unverfügbar ist, wandelt sich die Frage: „Was will ich?“ zu: „Was will das Leben von mir, wie will es durch mich Gestalt annehmen und wirken, wie will es sich durch meine einzigartige Existenz verwirklichen und zwar nicht nur körperlich, sondern auch geistig und seelisch?“


Dies ist der Weg vom Ich-Bewusstsein ins Selbst-Bewusstsein, vom Verstand ins Herz.

So verstanden, kennt Individualität keinen Vergleich, keine Konkurrenz, sondern drängt zur einzigartigen Selbst-Entfaltung, so wie eine Blume ohne Wenn und Aber blüht, sind wir auch aufgefordert unser Wesen erblühen zu lassen. Unsere Aufgabe wäre es dann, für die nährenden Bedingungen zu sorgen und alles aus dem Weg zu räumen, was uns nicht erblühen lässt, sprich die hinderlichen Konditionierungen unserer Kindheit. Leben drängt uns -durch seelische Krisen und körperliche Erkrankungen- zur Selbst-Entfaltung. Was sich zuerst als Krise und innere Not leidvoll zeigt, kann als Drängen zur Selbst-Entfaltung verstanden oder als Ruf der Seele erfahren werden.

Unsere Aufgabe ist es, bei uns selbst anzukommen und der/die zu werden, der/die wir immer schon sind.

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